Saison 2014/2015 Aufsteiger Männer Landesliga

Als Herrenbergs Youngster Piet Herr in seinem Einzel am hinteren Paarkreuz gegen Gärtringens Tim Holzapfel den ersten Satz für sich entschieden hatte, war alles klar: Landesliga-Vizemeister VfL Herrenberg konnte sich im Derby gegen den TTV Gärtringen nicht mehr die Butter von Brot nehmen lassen, der Aufstieg in die Verbandsklasse war perfekt!

Eine knappe halbe Stunde später, als das Endergebnis von 9:5 fest stand, jubelten in der Aischbachhalle die Spieler des VfL samt ihrer zahlreicher Anhänger. Das Team um Spitzenspieler Tamas Varbeli und  Routinier Martin Gerlach hatte ausgerechnet im Gäuderby gegen den TTV Gärtringen für den wohl größten Erfolg in der Geschichte des Herrenberger Mannschaftstischtennis gesorgt. Von der erwarteten knisternden Spannung im Duell zweier als gleichwertig stark eingeschätzter Teams war in einem Goßteil der Partie nicht immer etwas zu spüren, wenngleich beide Mannschaften um die Wichtigkeit der Partie wussten. Da das als drittes qualifizierte Team vom TSV Holzheim im Vorfeld auf die Relegation verzichtete, musste die Begegnung des Verbandsklasse-Achten TTV gegen den VfL die Entscheidung bringen, wer sich den freien Platz in der Verbandsklasse sichern würde.  

Nachdem die Spitzendoppel beider Teams (Varbeli/Gerlach auf Herrenberger und Schöffler/Jäger auf Gärtringer Seite) ihre Spiele mühelos durchbrachten, sorgten Piet Herr und Philip Peters für den ersten Paukenschlag des Relegationsgastgebers. Ihr Erfolg über Ingo Gotsch und Lutz Wolkober überraschte, vor allem auch in der Höhe (11:4, 11:8, 11:4). Wer danach mit einer überwiegend ausgeglichenen Angelegenheit in den Paarkreuzen rechnete, musste sich die Augen reiben. Während die Herrenberger im ersten Durchgang fünf der sechs Einzel für sich entschieden, blieb es aus Sicht der Gärtringer einzig beim Fünfsatzerfolg von Tomislav Konjuh über Martin Gerlach, der zudem einige Matchbälle ungenutzt ließ und so knapp mit 6:11, 13:11, 11:5, 12:14, 13:15 passen musste. Auf Seiten des VfL glänzten vor allem der 12-jährige DTTB-Talentkaderspieler Carlos Dettling, der mit dem Materialspiel von Gerd Jäger keine Probleme hatte (3:0) sowie Mannschaftsführer Georg Gerlach beim 3:2-Erfolg über Eberhard Schöffler. Mit der unerwartet hohen 7:2-Führung im Rücken war im Prinzip die Vorentscheidung gefallen, zumal VfL-Topmann Tamas Varbeli gleich im Anschluss den achten Punkt einfuhr. In einem durchweg fairen und in jeder Phase mit einer positiven Atmosphäre ausgestrahlten Spiel zeigten die Gärtringer dann noch eine tolle Moral, als Ingo Gotsch (3:2 gegen Martin Gerlach), Gerd Jäger und Eberhard Schöffler auf 5:8 verkürzten, doch Herrenbergs 15-jähriger Piet Herr beseitigte letztendlich alle Zweifel am Aufstieg.

Für VfL-Nummer drei Georg Gerlach war der Gewinn des Doppels Piet Herr/Philip Peters einer der Schlüssel zum Erfolg: „Der Erfolg unseres Youngsterdoppels kam schon  überraschend, danach lief es bei uns allen in den Einzeln recht gut. Eine richtig kritische Phase gab es nach der schnellen klaren Führung eigentlich nicht mehr, aber als mein Vater die Matchbälle in seinen Einzeln ungenutzt ließ und Carlos und ich die Einzel abgeben mussten, kamen wir schon noch ein bisschen ins Grübeln.“ Von Tristesse und Katerstimmung war bei den Gärtringer Spielern nichts zu sehen. Der TTV, der den Verbandsklasse-Staffelstab nunmehr an den befreundeten Gäunachbarn übergab, erwies sich als durchweg fairer Verlierer. So zollte Ingo Gotsch dem VfL großen Respekt: „Glückwunsch an die Herrenberger, sie haben ein tolles Spiel vor großer Kulisse abgeliefert und zudem einen sympathischen Auftritt hingelegt. Die Stimmung in diesem wichtigen Derby war immer gut und fair. Frustriert sind wir trotz der Niederlage nicht, die Leistung des Gegners wird von uns anerkannt und wertgeschätzt. Wir hatten nun vier tolle Jahre in der Verbandsklasse verbracht und rücken nun halt wieder ins zweite Glied.“ So ähnlich sah dies auch Gärtringens Teamkapitän Tomislav Konjuh: „Insgesamt merkte man den Herrenbergern eine intensivere Vorbereitung an und nach dem Traumstart lief die junge Mannschaft dann heiß.“ So ganz müssen die Gärtringer die Hoffnung auf ein weiteres Jahr in der Verbandsklasse nicht aufgeben. Je nachdem, was sich in den oberen Ligen tut, könnte man als erster Nachrücker vielleicht doch noch in der Liga bleiben. Diesbezüglich wird in Gärtringen allerdings kein Gedanke verschwendet. VfL-Kapitän Georg Gerlach könnte diesem Umstand durchaus etwas Positives abgewinnen: „Wenn Gärtringen am grünen Tisch doch noch die Liga halten könnte, könnten wir durchaus den Derbytag zwischen den beiden Vereinen wieder ins Leben rufen.“

v.l.n.r.: Carlos Dettling, Philipp Peters, Tamas Varbeli. Martin Gerlach, Piet Herr, Georg Gerlach