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Inklusions-Trainingsgruppe des SV Leonberg/Eltingen

Gemeinsam verschieden sein - Inklusions-Trainingsgruppe des SV Leonberg/Eltingen startet durch

Es waren die Auftritte der deutschen Tischtenniscracks bei den Paralympischen Spielen in Tokio, die bei Fred Haßler den Ehrgeiz weckten. „Ich war beeindruckt, zu welchen Leistungen die Spielerinnen und Spieler mit Handicap bei dieser schnellen Sportart im Stande waren“, sagt der Leonberger. Und erinnerte sich an die Anfrage von Elisabeth Kolofon von der Leonberger Lebenshilfe, die vor gut fünf Jahren schon einmal bei der SV-Tischtennisabteilung vorfühlte. Inzwischen hat sich im neuen Sportzentrum eine inklusive Trainingsgruppe etabliert, die regelmäßig und mit großem Engagement dem schnellen Sport mit dem kleinen Ball nachgeht.

Klock – klock – klock. In der Sporthalle herrscht ein reges Treiben. Die Heimsheimerin Maike, mit sechzehn Jahren das Küken in der Gruppe, wartet gespannt auf den Aufschlag ihres Gegenübers. Am Paralleltisch versucht sich der End-Vierziger Rouven, mit gebührendem Abstand zum Spieltisch, mit einer beidarmigen Rückhand. „Rouven spielt auch viel Tennis“, sagt seine Mutter. Immer wieder fliegen die Bälle mit reichlich Effet über die Netze, bei entsprechendem Kampfgeist kommen sehenswerte Ballwechsel zu Stande. Und irgendwie sind die Protagonisten an diesem Samstag noch etwas motivierter als sonst. Und auch ein wenig nervös. Schließlich gibt sich ein Team des Zweiten Deutschen Fernsehens die Ehre, erstellt in den anderthalb Trainingsstunden reichlich Filmmaterial für die „Aktion Mensch“. Anfang April soll das Ganze ausgestrahlt werden, dann kommt die Tischtennisabteilung des SV Leonberg/Eltingen groß raus. Zumindest für ein paar Minuten.

„Nachdem wir mit der neuen Sporthalle ein barrierefreies Domizil zur Verfügung gestellt bekamen, konkretisierten sich schnell unsere Pläne“, blickt Fred Haßler ins vergangene Jahr zurück. Es wurde mit der Lebenshilfe Kontakt aufgenommen, die bereits vor der Pandemie eine Freizeitsportgruppe für Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen hatte. So wurde unter Mithilfe von Elisabeth Kolofon, die seit Herbst vergangenen Jahres auch als ehrenamtliche Inklusionsvermittlerin für die Stadtverwaltung arbeitet, das nächste Inklusionsprojekt gestartet. Kolofon hat selbst zwei Kinder mit Behinderung, die Teil der Leonberger Tischtennis-Trainingsgruppe sind. „Wir hoffen, dass noch weitere Sportangebote folgen“, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführerin Christina Holler. 

Jeden zweiten Samstag, im Normalfall parallel zu den Jugendspielen der Tischtennisabteilung, schmettern Maike, Rouven & Co. mit großem Ehrgeiz um die Wette. Unter Anleitung von SV’lern wie Abteilungsleiter Sven Küpper oder den Übungsleitern Thomas Eger und Fred Haßler arbeiten die Akteure an der Verbesserung ihres Ballgefühls. Auch zwei Rollstuhlfahrerinnen gehören zum festen Bestandteil der Gruppe. Und nicht zuletzt der Tischtennisroboter, der den Teilnehmern immer eine besondere Freude bereitet, wenn er unaufhörlich und gnadenlos die Bälle auf die andere Seite des Tisches spuckt. „Wir spielen alle miteinander und nicht gegeneinander“, verdeutlicht Thomas Eger gleich zu Beginn, als es nach gemeinsamem Tischaufbau und Aufwärmgymnastik an die Spieltische geht.

 

Und in der Tat: Ob jung oder alt, ob im Rollstuhl oder Fußgänger, ob besser oder eher noch ein bisschen schlechter, große Unterschiede werden innerhalb der Gruppe nicht gemacht. „Jeder respektiert jeden, in der Gruppe kommen alle gut miteinander klar und man hat Geduld miteinander“, sagt die Mutter von Maike. Die 16-jährige besucht mit großer Begeisterung in Heimsheim das Jugendtraining und hat sich als Judoka noch einem zweiten, im Vergleich zu Tischtennis eher konträrem Hobby verschrieben.

Erstmals im Leonberger Training ist der 18-jährige Tom aus Malmsheim, der bei seiner Premiere gleich gut ins Schwitzen kommt. „Es ist wichtig, dass die Spielerinnen und Spieler nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden“, sagt Tom’s Vater, der zuversichtlich ist, dass sein Sohnemann zukünftig öfter in Leonberg vorbeischauen wird. „Inklusions-Sportgruppen gibt es nicht an jeder Ecke, wir kommen gerne hierher.“ 

Nur wenn viele Menschen mitmachen, kann Inklusion funktionieren, heißt es auf der Homepage von „Aktion Mensch“. Gemeinsam verschieden sein - in der Leonberger Tischtennisabteilung hat man sich dies verinnerlicht. An den Trainingstagen stehen die SV-Übungsleiter mit Begeisterung zur Verfügung, sorgen für die optimale Verschmelzung von Menschen mit und ohne Behinderung. Dass diese in ihrer Freizeit gemeinsam etwas unternehmen können, dafür setzt sich LeoNI, das Netzwerk der Lebenshilfe für Inklusion im Altkreis Leonberg, tagein tagaus ein. „Wir freuen uns, dass die Tischtennisabteilung diese Initiative gestartet hat“, sagt Michael Hager, der Vorsitzende des SV Leonberg/Eltingen. „Inzwischen haben wir schon eine richtige Stammtruppe“, meint Fred Haßler durchaus mit Stolz, „die kommt immer. Nicht nur, wenn sich das Fernsehen angekündigt hat.“

 

Die Inklusions-Tischtennisgruppe beim SV Leonberg/Eltingen trifft sich jeden zweiten Samstag von 14 Uhr bis 15:30 Uhr im SVZ in der Bruckenbachstraße. Die genauen Termine gibt es auf www.leo-ni.de. Bei Rückfragen steht Fred Haßler unter der Mailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gerne zur Verfügung, Neueinsteiger sind jederzeit willkommen.

Datum

Heute ist Donnerstag, 28. März 2024

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